Siestedt

Anschrift

Hauptstraße
39356 Siestedt

Als rechteckigen Saalbau aus Bruchstein mit ungewöhnlich massivem Westquerturm, der mit Walmdach und Dachreiter von wahrzeichenhafter Gestalt ist, wird die Kirche in Siestedt im Denkmalverzeichnis für den Ohrekreis charakterisiert. Der Turm soll schon im 13. Jahrhundert als Wehrturm entstanden sein, könnte später möglicherweise auch schon als Kirche genutzt worden sein. 1731 bis 1733 wurde das Kirchenschiff angebaut. Der langjährige Ortschronist Jürgen Kitzelmann hat sehr viel Material über die Kirche gesammelt, worauf hier Bezug genommen wird. Als das heutige Kirchenschiff gebaut wurde, muss der Turm aufgestockt worden sein, da ein Stein im oberen Turm auf „M. Meister P. C. Hamel weferling 1733“ hinweist.

Eine Inschrift über der Kirchentür verkündet: „Anno 1731 Zu Gottes Ehren. Für diese Kirche ganz neu erbauet unter der Regierung des Allendurchlauchtigsten und Großmächtigsten Königs in Preußen Friedrich Wilhelms Als der Herr Krieges Rath J.W. von Bergen Oberamtmann J. F. G. Göking Pastor u. H. G. Riemann H. Schützen Kirchväter waren“. Aus Pfarrakten für die Kirche hat der Chronist auch notiert: Zum Bau der Kirche hat der König Friedrich Wilhelm I. 200 Taler in bar gegeben, von den Kirchen des Fürstentums Halberstadt wurden 436 Taler, 15 Groschen und 11 Pfennige dazu gegeben, der Rest wurde aus der Kollekte finanziert. Wieviel die Siestedter aber nun tatsächlich selbst aufbringen mussten, ist offensichtlich nicht überliefert.

1844 wurde ein Turmknopf samt Wetterfahne am Turm angebracht. Ein neuer Turmknopf und Wetterfahne wurden 1902 aufgesetzt, als die Turmbekleidung repariert werden musste. 1991 wurde das Turmdach neu eingedeckt und der Turmknopf mit neuen Dokumenten bestückt. Die Siestedter Firma Reuter hat die Wetterfahne erneuert.

Die Kirche besaß drei Glocken mit einem Gewicht von 14, 11 und 5 1/3 Zentner, sie hatten Durchmesser von 1,05, 0,95 und 0,70 Metern. Die mittlere Glocke wurde 1696 gegossen, die beiden anderen waren älter. Die große und die kleine Glocke schienen ihrer Form nach sehr alt gewesen zu sein, heißt es sogar in der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunst-Denkmäler im Kreis Gardelegen“. Sie wurden im Ersten beziehungsweise Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.

Im Ersten Weltkrieg fielen auch die Orgelpfeifen, die aus Zink waren, der Rüstung zum Opfer. Die Orgel hatte der Orgelbaumeister Troch jun. aus Neuhaldensleben 1886 gebaut. In dem Jahr wurde die Kirche umgebaut und die Orgel unter dem Turm aufgestellt, hat der Chronist in der Siestedter Schulchronik nachgelesen. Die Turmuhr war eine Meyer-Uhr aus Magdeburg.

2012 wurde die Kirche restauriert. Ein Mehrzweckraum mit Heizung wurde eingebaut. Dieser Mehrzweckraum, zu dem eine kleine Küche und Sanitärraum gehören, kann auch zu anderen Anlässen genutzt werden. Die Arbeiten haben 215000 Euro gekostet. 127000 Euro konnten davon mit Fördermitteln aus der EU bestritten werden. Den Rest brachten die politische Gemeinde und die Kirchengemeinde auf.

Text: Marita Bullmann nach Aufzeichnungen von Jürgen Kitzelmann
Fotos: Cindy Heiligtag und Karen Simon-Malue

Termine in Siestedt

  • 22.05.2024 // 14.00 Uhr Gottesdienst mit Kaffeetrinken